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Gemeinschaftsprojekt “Fledermaus-Monitoring Stadt und Landkreis Forchheim”

17. Oktober 2014
Information zum
Gemeinschaftsprojekt “Fledermaus-Monitoring Stadt und Landkreis Forchheim”

“Kennen lernen, was man schützen möchte”
Fledermäuse sind ein geheimnisumwobenes Glied in der biologischen Vielfalt unserer Landschaft. Sie finden im Landkreis Forchheim besondere Aufmerksamkeit. An keiner Stelle in Bayern ist ein Beobachtungsprojekt mit so vielen Teilnehmern so gut etabliert und mit Aufzeichnungsgeräten für Ultraschall ausgestattet. Dies bestätigt Dipl.-Biologe Matthias Hammer, Leiter der Koordinationsstelle für Fledermausschutz für Nordbayern an der Universität Erlangen. Erstes markantes Ergebnis der Beobachtungen, welche im Jahr 2009 auf Initiative und unter der Leitung von Dr. Friedrich Oehme gestartet wurden, ist die Erkenntnis von der Vielfalt der im Landkreis lebenden Arten von Fledermäusen. 18 der 25 in Bayern lebenden Arten wurden akustisch registriert.
Die Erkundung der Fledermaus-Vorkommen und -Jagdreviere im Landkreis Forchheim durch die Messaktionen des Projekts “Fledermaus-Monitoring Stadt und Landkreis Forchheim” haben schon nach 3 Jahren Laufzeit einige besonders aufsehenerregende Beobachtungsergebnisse geliefert. So wurden im zweiten Jahr an zwei Stellen in Forchheim für kurze Zeit im September unerwartet hohe Aktivitäten von Fledermäusen der Art Bartfledermaus registriert. An einer anderen Stelle bestand der starke Verdacht auf das Vorhandensein der Art Nymphenfledermaus, welche als Bewohner von Bayern und speziell unserer Region bisher nicht nachgewiesen war. Der Verdacht wurde am 9.6.2012 durch eine Fangaktion mit nachträglicher Genomanalyse von harmlos entnommenen Gewebeproben gefangener Tiere bestätigt.
Weitere ungeklärte Beobachtungen von bisher nicht nachgewiesenen Arten sind noch offen.

Diese herausragenden Ereignisse sowie das Entstehen großer Mengen von wichtigen Kartierungsdaten werden von Matthias Hammer zum Anlass genommen, engen Kontakt mit der Projektgruppe zu halten. Es werden Daten gesichtet und mit den Projektmitgliedern über die Auswertung gesprochen.  Die fachgerechte Archivierung der Messdaten (dreimal jährlich 10 GB) stellt auch für die Experten eine neue Herausforderung dar.
Die geschilderten Beobachtungen eröffnen auch einen Einstieg in die Gewinnung neuer Einsichten in die lokalen Lebensgewohnheiten dieser Tiere, welche bekanntermaßen in den Höhlen und Felsenkellern der Fränkischen Schweiz Winterquartiere nutzen. Hier ist noch ein großes Feld für tiefer gehende Untersuchungen.
Das Projekt wurde bisher auf mehreren Zusammenkünften von Fledermausforschern vorgestellt und hat bereits den Charakter eines Modells für den Aufbau ähnlicher Projekte in anderen Landkreisen Bayerns sowie bei Kollegen in Österreich erhalten. Die Nachfrage nach den als Broschüren erstellten Jahresberichten bestätigt das.

Eine Neuerung ist die Aufnahme der Jugendarbeit in das Projekt. Erster Nutznießer ist eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern am Albert-Schweitzer-Gymnasium Erlangen, deren Lehrerin im Landkreis Forchheim wohnt und vom Projekt gehört hatte.
Die Fledermäuse sind ein ergiebiges Thema für Seminare bzw. Facharbeiten. Ein Vortrag von F. Oehme am Gymnasium vor der Seminargruppe und ein Schnupper-Forschungsabend in Heroldsbach haben Lust gemacht. Es wurden 4 Patenschaften ins Leben gerufen, wo Projekt-Teilnehmer den Schülern unter Einsatz der Ausrüstung des Projekts halfen, das Material für deren Facharbeiten zu gewinnen. Diese Arbeiten sind inzwischen abgeschlossen.

Als weitere zusätzliche Aktivität ist die Suche nach den Tieren der Art Kleine Hufeisennase, welche noch in den 60er Jahren sehr häufig in der Region vorkam, zu erwähnen. Auf Initiative des Landesamtes für Umwelt in Bayern (LfU) werden speziell ausgewählte Höhlen und Felsenkeller mit Batcordern beobachtet, um die Jagdreviere der in kleiner Individuenzahl registrierte Art zu finden und nach Möglichkeit ihre Kolonie zu schützen.


Hintergrund-Information:
Es werden akustische Aufnahmen der Ultraschall-Ortungsrufe der Fledermäuse gemacht. Diese Aufnahmen werden im Computer ausgewertet und die Fledermausart bzw. Artengruppe wird den Rufen zugeordnet.
Jedes Jahr werden 3 Messkampagnen durchgeführt, in deren Verlauf von den Mitgliedern des Projekts an insgesamt 70 Messpunkten im Landkreis Forchheim für 1 Nacht der Batcorder aufgestellt wird. Die Auswertung am Computer mit spezieller Software wird von F. Oehme vorgenommen.
Das Projekt läuft im sechsten Jahr. Es wurde von den Teilnehmern auf zunächst 5 Jahre angesetzt und inzwischen um 5 Jahre verlängert. Ein Regelwerk ähnlich einer Vereinssatzung sorgt für Klarheit des Ablaufs und der Bedingungen.
Die Finanzierung geschieht über Zuwendungen der Teilnehmerorganisationen, Förderbeiträge von Stiftungen (Oberfrankenstiftung, Sieglinde-Schöffl-Stiftung), private Spenden und Preisgelder. Inzwischen konnten insgesamt ca. 22.000 Euro ausgegeben werden. Die Arbeit wird weitgehend ehrenamtlich geleistet.

5 Jahre Fledermaus-Monitoring
Stadt und Landkreis Forchheim
Jahresbericht 2013



Mitglieder der Projektgruppe sind:

  • Landratsamt Forchheim, vertreten durch den Fachbereich Naturschutz  
  • Stadt Forchheim, vertreten durch die Stadtförsterei
  • Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb Forchheim
  • Bund Naturschutz in  Bayern e.V., Kreisgruppe Forchheim, AK Fledermaus
  • Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Forchheim
  • Landesjagdverband Bayern e.V., Kreisgruppe Forchheim
  • Bayerischer Bauernverband, Kreisverband Forchheim
  • Deutscher Alpenverein e.V., Sektion Forchheim, Höhlengruppe
  • Waldbesitzervereinigung Kreuzberg e.V.
  • Landschaftspflegeverband Forchheim


Die Federführung liegt bei Dr. Friedrich Oehme, Bund Naturschutz.

Folgende Auszeichnungen wurden empfangen:

  • Umweltschutzpreis 2009 des Landkreises Forchheim
  • Bürgerpreis 2009 “für mich, für uns, für alle” der Sparkasse Forchheim (F. Oehme)
  • Plakette “Fledermäuse willkommen” des Bayer. Umweltministeriums (2010)
  • UN-Dekade-Projekt “Biologische Vielfalt” (2012 und 2014).

Kontakt:

Dr. Friedrich Oehme
Bund Naturschutz, Kreisgruppe Forchheim
Vogelstr. 24, 91301 Forchheim
Tel. (09191) 65960
E-Mail: Kreisgruppe@bn-Forchheim.de