Aktuelles - Brennpunkt: Umfahrung Dormitz
Flächenfraß? Nein danke!
Die Erdkugel ist kein aufblasbarer Ballon
Für den Ausbau des ÖV (Öffentlicher Verkehr) zu kämpfen, ist heute eine dankbare Aufgabe und man weiß sich von allen Seiten geliebt.
Gegen die Exzesse des MIV (Motorisierter Individualverkehr) zu kämpfen ist weit weniger populär aber unvergleichlich wichtiger.
(Hannes Müller, Verkehrsplaner, Zürich)
Größenwahn in Bayern: Was die Flughafen-Neuplanung München an Gigantomanie vorgelegt hat, ist die Umfahrungsplanung für Dormitz
Lösungsansatz des BN
Wo läge ein einfacherer, kleinerer aber auch wirksamer Lösungsansatz?
Werbung zum Umsteigen auf den Öffentlichen Nahverkehr bei günstigeren Fahrpreisen, z.B. mittels Jobticket und Parkraumbewirtschaftung in Erlagen tun not.
Die Erdkugel ist kein aufblasbarer Ballon. Wir müssen vom Postulat der letzten Jahrzehnte, das Wachstum als Selbstverständlichkeit einzunorden, ablassen. Verantwortliches Denken heute zielt auf ein Entschleunigen des Verkehrs durch Dormitz und daraus auf leiseren aber auch geringeren Durchgangsverkehr. Es ist die Aufgabe der Kommunalpolitik, Bürgern zu verdeutlichen, dass 2 Minuten mehr an Fahrzeit mit gesenkter Höchstgeschwindigkeit durch den Ort mehr Nutzen bringt als der Verlust ihres Naturumfelds. Die Kommunalpolitik ist die Instanz, die letztlich auch zum Einhalten ethischer Ziele gewählt wurde. Die Floskel “Erst kommt doch immer noch der Mensch“ ist in deutliche Schranken zu verweisen.
Hat der BN eine Alternative?
Als Alternative zur geplanten Umfahrung und zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger an der bestehenden St 2240 schlägt der BN als Fazit vor, die Ortsdurchfahrt zu entschleunigen. Hierzu gehört es, die Fahrbahnbreite auf den realen Verkehrsfluss zu vermindern, damit Raum für Rad- und Gehwege zu schaffen und so die fehlende Fahrrad-Durchgängigkeit von Dormitz zu beseitigen.
Zudem fordert der BN Verbesserungen im Busverkehr, denen mittelfristig die Stadt-Umland-Bahn folgen muss. Nach einer Ermittlung des Staatlichen Bauamts Bamberg waren die Auswirkungen des Siedlungszuwachses in Neunkirchen so gravierend, dass der Quell-Zielverkehr Neunkirchen Richtung Erlangen in den fünf Jahren von 2005 bis 2010 um 28,5 % (bei nur 11% Zulaufsteigerung Richtung Kleinsendelbach) angestiegen ist, obwohl auch der Busverkehr leicht verbessert wurde – zusätzliches Potential, um eine Stadtbahn speisen zu können. Eine Umfahrung würde nur Beförderungsvolumen für die Bahn abziehen, was negativ für deren Wirtschaftlichkeit wäre.
Warum ist ein Denken in andere Richtungen blockiert?
Das Rasen und das maximale Ausnutzen der Höchstgeschwindigkeit ist Normalität geworden. Fast jeder fährt, zumindest anderswo, zu schnell, um Zeit zu stehlen. Damit aber belästigen die Zeit stehlenden Schnellfahrer Anwohner. Der Autofahrer vergleicht entrüstet Geschwindigkeitseinschränkungen und daraus resultierende Fahrzeitverlängerungen. So lässt der Kommunalpolitiker schnell vom Wirken in die eigentlich richtige Richtung ab und ruft nach übergeordneter Problemlösung, bei der er mit der Angelegenheit nicht mehr befasst ist.
Was wäre kurzfristig in die Wege zu leiten?
Die Entschleunigung der Dormitzer Hauptstraße ist das Betätigungsfeld, in dem die Kommunalpolitik noch immer wirken kann. Hiermit lassen sich für Straßenanlieger kurzfristig deutliche Erleichterungen erreichen. Das Entdecken der Langsamkeit anstelle des Festhaltens an Straßen als Rennbahnen.
Die wesentlichen Punkte, um die es kurzfristig geht und bei denen sogar weniger Mittel als die 9,21 Mio €, die die Umfahrung kosten würde, eingesetzt werden müssten, ist ein sinnvoller Umbau der bestehenden Hauptstraße:
1. Verengung der Straße nach den Richtlinien der Straßenbaurichtlinie – 9,400 Kfz/pro Tag machen dies möglich – sowie eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h, das dauert 2 min länger durch den Ort, aber entlastet die Anwohner.
2. Abmarkierung eines Fahrradweges, Parkbuchten und mehreren kindgerechten Querungshilfen auf dem gesamten Verlauf der Hauptstraße
3. Ausstattung der Fahrbahn mit Schall-absorbierenden Belägen
Damit können Anlieger alsbald entlastet und die Sicherheit deutlich erhöht werden. Wenn die im Staatsbesitz befindliche Hauptstraße nicht in Zeiten des Staatsbesitzes rückgebaut wird, steht zu befürchten, dass eine solche Maßnahme später vollständig zu Lasten der Anlieger umgelegt werden muss. Finanziert werden würde dies wegen knapper Haushalte wohl eher nicht mehr über die Städtebauförderung. Bereits 2011 wurden derartige Mittel vom Freistaat für Dormitz gestrichen.
Und weitergehend?
Regional zukunftsfähig ist nur ein System, das bewusst und aktiv auf die Verkehrsabsenkung setzt und dem heute viele BürgerInnen zunehmend den Vorzug geben würden, anstatt mit ansehen zu müssen, wie die Lebensqualität durch immer mehr Straßen vernichtet wird.
Die Verlagerung der Verkehrsströme auf neuartige Verkehrsmittel ist das Gebot der Stunde – zunächst im Wirtschaftsraum selbst mit der Verbindung Nürnberg – Erlangen und dann quer dazu in die west- und östlichen Randbezirke. Dass Innenminister Herrmann erst vor wenigen Wochen mitgeteilt hat, dass er die Stadt-Umland-Bahn von Nürnberg nach Erlangen voranbringen will, macht Mut.
In Perspektive wird dieses leistungsstarke und attraktive Verkehrssystem benötigt. Viele Städte haben es bereits vorgemacht. Doch zuvor sind ebenso andere Schritte nötig und wie aufgezeigt auch möglich.
Was liegt an?
Laut Staatlichem Bauamt soll aufgrund von rund 260 eingegangenen Einwendungen gegen diesen Straßenbau ein erneutes Planfeststellungsverfahren noch im Jahr 2011 eingeleitet werden. Hierbei wird der Bund Naturschutz alle ihm verfügbaren Mittel einsetzen, um das unnötige und obendrein noch belastende Straßenprojekt zu stoppen.