Biotop- und Artenschutz
In der Naturschutzpraxis hat sich herausgestellt, dass für den Erhalt gefährdeter Tier- und Pflanzenarten auch immer ihre Lebensräume mit geschützt werden müssen. So hat z.B. das reine 'Pflückverbot' von Orchideen nicht deren flächendeckenden Rückgang verhindern können. Nur wenn auch die für gefährdete Arten geeigneten Biotope erhalten werden, habe sie eine Chance bei uns zu überleben.
Aus diesem Grund gehen bei uns Biotop- und Artenschutz Hand in Hand.
Biotopschutz
Schon kurz nach ihrer Gründung begann unsere Ortsgruppe sich für den Erhalt seltener und gefährdeter Biotope in den Gemeindegebieten einzusetzen. Einzelne, besonders schützenswerte Flächen wurden von uns gepachtet und die Pflege übernommen.
Krokodilwiese im Weidich
Bei dieser Fläche handelt es sich um eine wechselfeuchte Pfeifengraswiese, welche durch eine sehr extensive landwirtschaftliche Nutzung, d.h. wenige Mahdtermine im Jahr und keine Düngung, entstanden war. Nach Aufgabe der Nutzung wurde die Wiese von uns gepachtet und seitdem mit Landschaftspflegemaßnahmen in ihrem Zustand erhalten. Neben einer Herbstmahd gilt es auch die seitlich aufkommende Verbuschung durch Pappeln und Weiden in Schach zu halten, damit der hohe naturschutzfachliche Wert erhalten bleibt.
Neben dem namengebenden Pfeifengras (Molinia caerulea) kommen als typische Arten der Gewöhnliche Teufelsabbiss (Succisa pratensis) und der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) auf der Wiese vor. Letzterer ist auch die zwingend notwendige Raupenfutterpflanze der beiden hier lebenden, europaweit gefährdeten Schmetterlinge, der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea nausithous) und der Helle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea teleius).
Pfeifengraswiesen sind aufgrund ihrer Seltenheit und als wichtiges Habitat für viele gefährdete Pflanzen und Tiere nach §30 BNatSchG bzw. Art.23 BayNatSchG gesetzlich geschützt.
Orchideenwiese bei Bräuningshof
Sandgrube bei Bräuningshof
Streuobstwiese bei Hagenau
Steinbruch auf dem Hetzleser Berg
Sandbuckel bei Bräuningshof
Artenschutz
Die Roten Listen belegen den dramatischen Rückgang unserer Tier- und Pflanzenarten. Falls die Pflege und der Erhalt ihrer Lebensräume nicht ausreicht, da auch noch andere Ursachen für ihren Rückgang verantwortlich sind, kommen spezielle Maßnahmen des Artenschutzes zum tragen.
Amphibienrettung - Ein Erlebnisbericht
Text: Renate Mertens
Jeder Autofahrer kennt sie: Ab Ende Februar bis Mitte April säumen niedrige grüne Plastikzäune an einigen Stellen die Straßen. Kurz davor stehen Kröten-Warnschilder und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dass das irgendwas mit Amphibien zu tun hat, ist klar. Aber was passiert da eigentlich?
Ein Abend im März, ca 21.00 Uhr. Es ist dunkel, es stürmt und regnet. Wer kann, bleibt zu Hause und macht es sich gemütlich. Ich stehe zusammen mit meinem Mann mit Gummistiefeln, Warnweste und Stirnlampe an der Straße von Bräuningshof nach Langensendelbach und frage mich, was ich hier eigentlich mache.
Rückblende: Eines Abends Anfang Februar klingelt Michael Leisgang bei uns und lädt uns zum nächsten BUND-Treffen im Feuerwehrhaus Bräuningshof ein. Dabei soll es um Amphibienrettung gehen. Endlich mal eine Gelegenheit, praktisch zum Naturschutz beizutragen! Also beteiligen wir uns an der Planung und erklären uns auch bereit mitzumachen. Über das Internet koordinieren wir den "Krötendienst"; morgens und spät abends müssen die Eimer am Zaun geleert werden. Den Zaun selbst baut das Landratsamt auf.
Jetzt stehen wir also an dem grünen Amphibienzaun und kontrollieren die Eimer, die in die Erde vor dem Zaun eingegraben sind, um die Amphibien bei ihrer Wanderung aufzuhalten. Denn diese Wanderung, die vor allem nachts stattfindet, führt über die Straße, und das würden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben. Erst wenn man an der Straße zu Fuß unterwegs ist, merkt man die hohe Geschwindigkeit der Autos an dieser Stelle. Auch ich fahre hier häufig schnell vorbei, ohne mir etwas dabei zu denken. Ich nehme mir vor, zukünftig bei Dunkelheit langsamer zu fahren, um wenigstens etwas ausweichen zu können (natürlich unter Beachtung des Gegenverkehrs!).
Schon aus einigen Schritten Entfernung hören wir leises Quaken: Im Eimer befinden sich einige Amphibien wie in einer Falle. Wir müssen sie herausholen und dabei ihre Art bestimmen, da es bei der Amphibienrettung auch um die Bestandserhebung geht.
Rückblende: Für das theoretische Grundwissen sorgt Mitte Februar Andreas Welsch mit einem kenntnisreichen Bildervortrag. Es gilt zu lernen, wie sich Kröten, Frösche und Molche unterscheiden. Für jemanden wie mich, der immer in Städten gewohnt hat, bevor wir vor einigen Jahren nach Bräuningshof zogen, gar nicht so einfach. Allerdings auch kein Ding der Unmöglichkeit, wenn man sich von dem Ehrgeiz verabschiedet, immer Männchen und Weibchen unterscheiden zu können. Merke: Ein Grasfrosch ist nicht grün, sondern braun. Der grüne "Bilderbuch"-Frosch ist der Laubfrosch.
In dem Eimer sind vor allem Kröten, aber auch ein paar Frösche. Jetzt muss ich sie vorsichtig anheben, ihre Haut ist sehr verletzlich. Wir haben deshalb Gummihandschuhe an. Dies hat den weiteren Nutzen, die Hände vor einer leicht giftigen Substanz zu schützen, die Amphibien absondern, wenn sie sich angegriffen fühlen. Und sie wissen ja nicht, das wir ihnen nichts tun, sondern sie im Gegenteil retten wollen. Normalerweise darf man wild lebende Tiere nicht anfassen, aber der BUND hat vom Landratsamt für ihre Mitglieder eine Sondergenehmigung für diese Amphibienrettung.
Wir bringen die Tiere in einem Eimer über die Straße und setzen sie auf der anderen Straßenseite in einen Teich. Spätestens jetzt kann man die Frösche von den Kröten unterscheiden: während die Frösche mit einem unglaublichen Weitsprung sofort im Wasser sind, krabbeln die Kröten eher gemächlich Richtung Wasser. Molche finden wir nur ganz selten; sie sind "in echt" viel kleiner, als ich dachte. Sobald die Tiere im Wasser schwimmen, merkt man sofort, wie wohl sie sich "in ihrem Element" fühlen. Der "Angstmoment" der Rettung ist vorbei.
Warum wollen Amphibien eigentlich unbedingt die Straße überqueren?
Rückblende: Bei den Koordinierungstreffen des BUND lernen wir "Neulinge", dass Amphibien im Wald in Erdquartieren überwintern. Wenn dann Anfang März die Temperaturen steigen, verlassen sie diese Quartiere und wandern während der Dunkelheit zu dem Gewässer, in dem sie selbst als Kaulquappe zur Welt gekommen sind. Es ist noch nicht erforscht, wie sie den Weg dorthin finden. In diesem Gewässer wollen sie ablaichen und wandern dann wieder zurück in ihr Erdquartier. Die Straßenplanung nimmt leider keine Rücksicht auf diese "Wanderwege". Die Folge: Nur wenige Amphibien erreichen ihre Laichgewässer, die Bestände gehen zwangsläufig zurück. Mit Krötentunneln und Amphibienzäunen kann man einen Beitrag leisten, dass dieser Rückgang nicht so hoch ausfällt. Den Rückgang aufhalten kann man damit nicht.
Wir kehren zurück und nehmen unseren Kontrollgang am Plastikzaun wieder auf. Auch in den nächsten Eimern befinden sich einige Tiere. Amphibien mögen Regenwetter, dann sind die Wege schön durchfeuchtet und sie kommen gut voran. Wie hatte Michael Leisgang prophezeit: "Gerade bei Mistwetter muss man raus." Inzwischen finde ich den Regen aber auch gar nicht mehr so schlimm. Dank meiner dicken Regenjacke merke ich davon kaum etwas, und die Bewegung sorgt dafür, dass mir nicht kalt wird. Zu zweit mit meinem Mann macht es viel Spaß und wir staunen selbst, als wir später zu Hause dann die Anzahl der geretteten Amphibien eintragen. Nicht immer ist "so viel los". Bei einer mehrtägigen Sonnenperiode sind die Eimer morgens und abends leer, dann ist die Zaunkontrolle schnell erledigt.
Das schönste Erlebnis: Als wir einmal "Morgendienst" haben, kommt ein Vater mit seinem kleinen Sohn angelaufen. Auf dem Weg zur Schule haben sie kurz entschlossen angehalten. Der Junge möchte unbedingt einmal Kröten und Frösche sehen. Wir können ihm einige Tiere im Eimer zeigen, und er ist glücklich. Beide machen ein Selfie und halten diesen Moment fest.
Die Terminkoordination über Internet klappt sehr gut; niemand muss mehr leisten, als er Zeit hat. Mitte April endet die Aktion. Der Frühling hat Einzug gehalten, es ist dauerhaft warm und die Amphibienwanderung ist vorbei. Das Landratsamt baut den Zaun wieder ab.
Unser Einsatz hat sich gelohnt: alle Helfer zusammen haben vom 02.03. bis 16.04. weit mehr als Tausend Tiere gerettet (Neuweiher: 792, Igelsdorfer Straße: 410, Bubenreuther Straße: 202).
Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!
Renate Mertens