Bürger- und Heimatfest 2010
Beim diesjährigen Bürger- und Heimatfest in Neunkirchen am Brand trat der Bund Naturschutz unter dem Motto “Biodiversität erhalten – neue Feuchtflächen aufbauen“ auf.
Ziel des BN-Standes war es, im internationalen Jahr der Biodiversität für den Markt Neunkirchen ein Zeichen zu setzen, dem seit dem Jahr 1900 über 80%igen Feuchtflächenabbau entgegen zu treten und auf das Schaffen einer ersten neuen Feuchtfläche für die Pionierarten hinzuwirken.
„Die Frage der Erhaltung der biologischen Vielfalt hat dieselbe Dimension und Bedeutung wie die Frage des Klimaschutzes. ... Wir brauchen eine Trendwende. ... Wir brauchen sie jetzt – unmittelbar und nicht irgendwann.“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Auftaktveranstaltung am 11.01.2010)
Deren Leitarten, wie die Amphibien, zeigen an, ob ein Naturraum gesund und noch intakt ist. Zu diesen Anzeigern gehört z.B. auch die Knoblauchkröte, wie sie in früheren Jahrzehnten in sehr großer Zahl im Abschnitt der Gemarkung Neunkirchen des Brandbachystems auftrat. Dieses umfasst neben dem Brand- auch den Ebersbach und deren Zuläufe, etwa die Gräben aus dem Gries. Die Knoblauchkröte ist in Bayern vom Aussterben bedroht und deshalb auch auf der Roten Artenschutzliste. Die den Älteren noch gut bekannten Laubfrösche sind in Neunkirchen in diesem Bachsystem bereits nicht mehr heimisch. Ihre Population erlischt, wenn sie kein Laichgewässer mehr haben, bereits nach ca. vier Jahre.
Die Amphibien und allen voran die hoch bedrohten Arten haben nur dann wieder eine Chance, aus dieser Liste der gefährdeten Arten gestrichen zu werden, wenn Flächen bewusst wieder verfügbar gemacht werden und bleiben. Nur so kann Neunkirchen für sich in Anspruch nehmen, auch eine intakte Natur zu besitzen. Somit geht es in diesem Punkt um weit mehr als nur um ein Paar Frösche.
Vorschlagsflächen für neue Feuchtflächen, etwa am Gries, um den Baader Weiher oder am Ebersbach, wurden im Vorfeld mit Landwirten und dem Neunkirchner Bürgermeister diskutiert und es besteht eine positive Grundstimmung, das Thema anzugehen. Dies kann verstärkt auch im Rahmen eines so genannten Gewässerentwicklungskonzepts (GEK) geschehen, dessen Aufbau Neunkirchen derzeit betreibt. So äußerte sich der Markt gegenüber dem Bund Naturschutz, dass er weiterhin intensiv darum bemüht sei, dass wieder Wasser in den Baader Weiher kommt, und weitergehend auf Grundstückseigner von Flächen in geeigneten Lagen zugehen will. Allein die Wichtigkeit anderer Tagesgeschäftspunkte drängte aber bislang einen Start immer wieder beharrlich nach hinten. Hier ein Zeichen des umgehenden Handelns zu setzen, war Ziel der BN-Teilnahme beim Bürger- und Heimatfest.
Am 17. Und 18. Juli 2010 konnten Bürgerinnen und Bürger im Informationsteil des BN-Standes über den Verfall der Feuchtflächen Neunkirchens aufgeklärt und zur Wichtigkeit eines baldigen Starts informiert werden.
Auch Bürgermeister Heinz Richter und seine Gattin lobten den Informationsgehalt bei ihrem Besuch auf dem BN-Stand und erhielten allseits positive Resonanz.
Auf über 10 Stellwänden wurde über den Feuchtflächenschwund von 13,6 ha, beginnend insbesondere ab den 60ern des letzten Jahrhunderts, auf heute 2,3 ha informiert. Auch zeigten Fotos vom Feuchtbiotop Neuntagwerk X6332-222 beim Getränkemarkt an der Erlanger Straße von einst und heute, wie sehr diesem Biotop schon zugesetzt wurde. Dies war auch Thema der BN-Presse-Aktion vom 18. Mai, an der auch der Regionalreferent des Bund Naturschutz, Tom Konopka, sowie Ullrich Buchholz als 2. Vorsitzender der Kreisgruppe teilnahmen und bei der auf den hiermit verbundenen, bayernweiten Artenschwund und speziell auch den für Neunkirchen am Brand hingewiesen wurde. So wurde mit dem BN-Stand beim Bürger- und Heimatfest eindringlich auf die notwendige Trendumkehr und den Aufbau einer ersten neuen Feuchtfläche hingewiesen.
Das Thema sorgte für reges Interesse und die Führungen durch die Stellwandausstellung zeigten eine volle Zustimmung seitens der Bevölkerung, bald mit dem Projekt zu beginnen.
Äußern konnten dies die Besucher durch Ausfüllen von „Teich-Herzen“, verbunden mit einer Zustimmungs- oder Spendenmöglichkeit. Das positive Votum zeigte sich in den vielen auf der Leit-Pinn-Wand aufgesteckten Aktions-Herzen der Besucher.
Diese Herzensbekundungen zusammen mit den gesammelten Geldern sind Startzeichen und Anschubfinanzierung für neue Feuchtflächen.
Neben dem Informations-Teil hatte der BN-Stand einen Kinder-Teil in einem zweiten Pavillon. Hier wurden vielfältige Informationen rund um die Amphibien, auch zu denjenigen, welche in Neunkirchen noch heimisch sind, gegeben. Es bestand Gelegenheit, dieses Wissen in einem Kinder-Quiz mit anschließender Preisverteilung zu darzustellen. Ferner erfreuten sich Kinder an anderen Attraktionen des Standes, so dem Binden von Kränzchen, dem Falten von Springfröschen, dem Basteln von Fledermauskästen und dem Gang durch einen Fühlpfad. Auch der Kinder-Teil des Standes war sehr gut besucht, so war der Vorrat an 15 Stück Fledermauskästen bereits am frühen Sonntagnachmittag aufgebraucht.
Die schönsten “Spenden-Herzen“ kamen allerdings von der Kinder-Seite mit Kommentaren und 2-Euro-Spenden aus dem Sparschwein, wie:
- Ich finde es super, dass sich Leute dafür einsetzten!
- Ich finde es super, dass sie so eine Aktion veranstalten!
Viele Bürgerinnen und Bürger, auch Mitglieder von Parteien Neunkirchens, ließen sich vom Vorhaben neue Feuchtflächen aufzubauen, detailliert unterrichten.
Ihr Resümee war, hier weiter aktiv zu bleiben und dass es wichtig sei, die Trendumkehr mit dem Aufbau einer ersten neuen Feuchtfläche in die Wege zu leiten. Insgesamt fand die Aktion viel Zustimmung und war ein voller Erfolg, der auch von der Umweltstiftung Siglinde Schöffl des Bund Naturschutz gewürdigt wurde, und der weitere Schritte zur Zielerreichung erwarten lässt.