Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) am Lindelberg
Ärgern Sie sich auch über tiefe Spuren der forstwirtschaftlichen Fahrzeuge auf den Waldwegen? Vielleicht werden Sie aber auch etwas besänftigt, wenn sie einmal genauer hinschauen.
Die hohe Bodenfeuchte durch Quellgewässer und der feste fränkische Lehmboden sorgen dafür, dass hier oft für längere Zeit das Wasser stehen bleibt. Des einen Leid des anderen Freud, diese Kleinstgewässer dienen einigen unserer heimischen Amphibienarten zur Fortpflanzung.
Eine davon ist die streng geschützte Gelbbauchunke, die auch um Neunkirchen herum vereinzelt in den Wäldern zu finden ist. Man erkennt sie wirklich erst auf den zweiten oder dritten Blick:
Der kleine Froschlurch mit seinen einzigartigen herzförmigen Pupillen wird nur vier bis fünf Zentimeter groß und ist mit seiner grau-braunen warzigen Oberseite in den schlammigen Pfützen bestens getarnt.
Bei Gefahr verfallen die Unken quasi in Schockstarre durch den sogenannten „Unkenreflex“. Dabei spreizen sie die Gliedmaßen ab und torkeln im Wasser wie kleine Bojen. Dann kommt auch die auffällige Unterseite zum Vorschein, der die Gelbbauchunke ihren Namen verdankt und die den Tarneffekt komplett zunichtemacht. Das poppige gelb-schwarze Muster warnt Fressfeinde vor dem giftigen Hautsekret, mit dem sich die Unke vor Krankheitserregern und Feinden schützt. Dieses Muster könnte theoretisch auch als Personalausweis dienen, denn es unterscheidet sich von Individuum zu Individuum.
Trotz der zweigleisigen Strategie beim Selbstschutz ist die Gelbbauchunke ebenso wie die verwandte Rotbauchunke, die jedoch eher im Flachland in Mittel- und Norddeutschland vorkommt, auf der roten Liste als stark gefährdet eingestuft. Denn obwohl sie den überwiegenden Teil ihres Lebens an Land verbringt, ist sie zur Fortpflanzung auf temporäre Kleingewässer angewiesen, die natürlicherweise durch Überflutungen und in Sumpfgebieten zustande kommen. Da solche Gebiete sehr selten geworden sind, bleibt ihr als Pionierart nur übrig, zu nutzen, was verfügbar ist.
Neben den Fahrspuren durch forstwirtschaftliche Fahrzeuge kommen dafür auch Vertiefungen im Boden durch entwurzelte Bäume oder Fahrspuren auf militärischem Übungsgelände oder speziell für diesen Zweck angelegte Tümpel und Becken infrage und zwar in der Regel im Wald.
Wichtig ist, dass die Gewässer nicht zu stark beschattet sind, denn Gelbbauchunken lieben die Wärme. Auch die Entwicklung des Nachwuchses beschleunigt sich bei höheren Temperaturen, was insofern Sinn macht, als immer die Gefahr der vorzeitigen Austrocknung des Laichgewässers besteht. Um dennoch die Reproduktion zu gewährleisten, laichen Gelbbauchunken nicht nur einmal im Frühjahr, wie andere Amphibien, sondern legen ihre Eier den ganzen Sommer hindurch in frische, kleine Gewässer mit nur wenig Bewuchs ab. Damit haben sie gegenüber Fressfeinden, etwa Libellenlarven, die sich gern über Amphibieneier hermachen, einen kleinen Vorsprung. Zudem wurde beobachtet, dass Elterntiere im Laichgewässer verbleiben, bis die Kaulquappen geschlüpft sind, und so die Brut bedrohende Konkurrenten gezielt ausschalten können. Erst dann ziehen sie in benachbarte Pfützen um. Ob daraus wissenschaftlich eine Art Brutpflegeverhalten abgeleitet werden kann, sei dahingestellt.
Auch die entwickelten Jungtiere, die Hüpferlinge, verlassen das Laichgewässer bald nachdem das Larvenstadium abgeschlossen ist. Sie schließen sich mit Gleichaltrigen zusammen bis es im September allmählich kühler wird und sie nach und nach die Gewässer verlassen, um sich geeignete Winterquartiere zu suchen. Adulte Tiere, die mehr als 15 Jahre alt werden können, sind in der Lage sich schnell und tief in den Boden einzugraben. Im nächsten Frühjahr lassen sie sich lange Zeit, ehe sie mit den sprichwörtlichen Unkenrufen den nächsten Fortpflanzungszyklus einläuten. Während etwa die Erdkröten schon Anfang März in ihre Laichgewässer ziehen, tauchen die Gelbbauchunken erst Mitte bis Ende April, manchmal erst im Mai aus ihren Verstecken auf. Adulte Tiere kehren gern in ihr gewohntes Laichgebiet zurück. Vor allem die Jungtiere wandern jedoch unter Umständen einige Kilometer um sich neue Habitate zu erschließen.
Da ein Habitat oft nur aus wenigen Individuen besteht, wäre die Vernetzung mit anderen Genpools wichtig. Im Zuge des übertriebenen Ordnungssinns und Perfektionismus der Forstbetreibenden und Behörden werden diese letzten Laichgewässer der Gelbbauchunke allerdings durch Verschotterung und Auffüllen der Fahrspuren mit Rindenmulch häufig zerstört. Die Bayerische Staatsregierung legt sogar ein Millionen Projekt zur Bezuschussung von Kernwegen auf, welches zur Folge hat, dass landwirtschaftliche Nutzwege mit Steuergeldern geteert oder geschottert werden, das bedeutet das sichere Aus für Amphibien, falls keine Ersatzbiotope geschaffen und gepflegt werden.
Wer sich den wohlklingenden Balzruf der Gelbbauchunke anhören möchte und an weiterführenden Informationen interessiert ist, sei auf folgenden Link verwiesen:
www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/amphibien/froschlurche/gelbbauchunke