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29.09.2013 Sandlebensraum Dormitzer Sandgrube

Bei einem Sonntagsspaziergang durchstreiften die Teilnehmer einer Sand-Wanderung den Lebensraum der alten Sandgruben Dormitz beim Kleinsendelbacher Baggersee. Diplom-Biologe Andreas Niedling vom Landschaftspflegeverband Forchheim erläuterte die Spezialitäten in Flora und Fauna im sandigen Gebiet der sogenannten SandAchse Franken, zu der die stillgelegte Sandgrube angehört.

Das Vorkommen von lockeren und nährstoffarmen Sandböden, wie sie sich in Terrassensanden befinden, ist der wichtigste Standortfaktor für die Existenz von Lebensräumen mit typischen sandangepassten Pflanzen und Tieren.
Terrassensande sind innerhalb der Eiszeit entstanden. Dabei wurden mehrmals Kalt- und Warmzeitperioden mit jeweils großen unterschiedlichen Temperatur- und Niederschlagsbedingungen abwechselnd durchlaufen. Durch den damit verbundenen Wechsel zwischen Ablagerung und Abtragung von Sand durch die Flüsse entstanden in den Talräumen rechts und links der Flussläufe sogenannte Terrassenstufen.
Die Terrassensande zeichnen sich durch verschieden große, rund abgeschliffene Sandkörner aus. In den Sandpaketen sind immer wieder Schichten mit gröberem Kies oder auch tonigem Material zu finden, die aus Umlagerungsprozessen - ausgelöst durch besonders starke Hochwasserereignisse - stammen.

 


Das ganze Areal umfasst einen weiten Bereich von Bamberg im Norden bis Weißenburg im Süden.
Andreas Niedling erläuterte, dass die Sande in der SandAchse Franken, so auch den Schwabach-Terrassen, das Ergebnis von Abtragungs- (Erosion), Transport- und Ablagerungsprozessen (Sedimentation) während und nach der letzten großen Eiszeit vor etwa 10.000 bis 20.000 Jahren (Glazial) sind. Zu dieser Zeit waren große Teile Mitteleuropas entweder mit Eis oder von einer spärlichen, baumfreien Vegetation bedeckt. Durch die rauen Klimabedingungen unterlagen die eisfreien, nur mit einer lückigen Pflanzendecke ausgestatteten Gebiete (Periglazial-Flächen) starken physikalischen Verwitterungsprozessen durch Kälteeinwirkung, Eis, Wind und Wasser. So auch in den Sandgebieten westlich der SandAchse Franken, im Steigerwald, den Haßbergen und der Frankenhöhe. Der offen liegende Sandstein verwitterte zu Sand, der von Wind und Wasser nach Osten in die Talräume der heutigen Flüsse Regnitz, Rednitz und Pegnitz sowie deren Zuflüsse transportiert wurde.

 

Dann ging es zu den einzelnen Tier- und Planzenarten. Begrüßt wurden die Teilnehmer vom Kleinen Feuerfalter.

Der Tagfalter ist ein noch häufiger Bewohner in Sandbiotopen. Seine Raupe ernährt sich von den Blättern des Kleinen Sauerampfers. Sie bevorzugt Pflanzen, die sonnenexponiert stehen.

Der nächste Einheimische war der Dünen-Sandlaufkäfer. Er ist ein tagaktiver Räuber mit großen Augen und furchteinflößenden Mundwerkzeugen. Im Englischen werden die Käfer deshalb auch "Tigerbeetles" genannt. Er frisst Ameisen und Fliegen und alles, was er überwältigen kann. Auch die Larven, die in Röhren im Boden leben, sind räuberisch.
Das Insekt mit große Augen sorgte gerade bei den Kindern für Aufsehen. Der Biologe erklärte, warum es besonders lange Beine hat: „Die braucht es, um genug Abstand zwischen seinem Körper und dem Sand herzustellen.“ Im Sommer ist der Sand nämlich bis zu 60 Grad heiß, so dass Abstand Isolation und damit die Möglichkeit bedeutet diese “Wüste“ dennoch zu besiedeln.

 


Ein schon etwas selteneres Insekt war die Blauflügelige Ödlandschrecke. Sie ist eine sehr seltene Heuschrecke, die vor allem in Sandgebieten anzutreffen, wo Offenlandböden zu finden sind. Sie hat kräftige Sprungbeine, ist hervorragend getarnt und auf dem Boden sitzend kaum auszumachen. Erst wenn sie auffliegt zeigt sie ihre leuchtend blau gefärbten Hinterflügel, und überrascht so durchaus den ein oder anderen Fressfeind.

 


Bei der Flora stach das Filzkraut (im Bild Ackerfilzkraut) hervor. Es wird auch als das Edelweiß der SandAchse bezeichnet. Es ist tatsächlich mit dem Edelweiß der Alpen nahe verwandt. Durch die filzige Behaarung schützt es sich vor der Sonnenstrahlung und zu starker Verdunstung. Es ist dadurch hervorragend angepasst an die extremen Bedingungen in Sandlebensräumen, die durch Trockenheit, Nährstoffarmut und bei Sonne starker Aufheizung gekennzeichnet sind.


Zum Abschluss der knapp drei Stunden Exkursion drückte Annette Hüttmann aus Neunkirchen, eine der Teilnehmerinnen, das aus, was wohl alle erlebt hatten: „Es war eine tolle Tour in eine Welt exotischer Lebewesen – und das quasi gleich vor der Haustür.“

Zum Bericht der Erlanger- und Nordbayerische Nachrichten "Sand und Sauerampfer Führung durch die Welt der Dormitzer Sandgrube" vom 03.10.2013.